Die Völkerwanderungen zwischen dem 3. und dem 6. Jahrhundert n. Chr., die unter anderem den Untergang des römischen Reiches mit sich brachten, werden in Italien gewöhnlich "Invasioni barbariche" (Invasion der Barbaren) genannt. Bei diesen "Barbaren" handelte es sich jedoch keineswegs nur um kulturlose Räuber und Plünderer: Ravenna, das schon unter den Römern einen bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung verzeichnete (Kaiser Augustus machte Classe, den Hafen von Ravenna, zum zweitgrößten Flottenstützpunkt des Römischen Reichs), war in den Wirren des 5. und 6. Jahrhunderts der bevorzugte Regierungssitz in Italien und erlebte seine Blütezeit unter dem Ostgotenkönig Theoderich. In der Zeit des Umbruchs von der Antike zum Mittelalter war Ravenna Hauptstadt des weströmischen, ostgotischen und byzantinischen Italiens und den oft wechselnden Herrschern weit wichtiger als Rom, das als Papstsitz zweitrangig geworden war.
Seit der Mitte des 8. Jh. ging diese Blütezeit langsam zu Ende, neben politischen Umwälzungen hatte einen nicht unwesentlichen Anteil daran die Tatsache, dass Classe, der Hafen von Ravenna, nach und nach versandete und so ein wesentliches Element der wirtschaftlichen Stärke der Stadt an Bedeutung verlor. Die allmähliche Änderung der Küstenlinie des Adriatischen Meeres bewirkte den Niedergang der wirtschaftlichen Struktur einer ganzen Region. Heute liegt der frühere Hafen von Ravenna ca. 7 km von der Küste entfernt und die einstige Hafenbasilika S. Appolinare in Classe steht nun vereinsamt im Schwemmland.
Obwohl Ravenna im 2. Weltkrieg Opfer von häufigen und intensiven Bombenangriffen war, blieb ein Großteil der Kunstschätze der Stadt, dank eines stillschweigenden Abkommens zwischen den deutschen Besatzern und den Alliierten, zum großen Glück der Stadt unversehrt.
Unter den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die fast alle innerhalb der historischen Altstadt Ravennas liegen, ist besonders die Basilika San Vitale mit ihren herrlichen Mosaiken zu nennen. Der kulturelle Reichtum der Stadt wird auch dadurch bezeugt, dass insgesamt acht historische Stätten Ravennas von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Nicht versäumen sollte man einen Besuch der etwas außerhalb der Stadt gelegenen Kirche S. Appolinare in Classe mit den Resten des antiken Hafens.